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Zwischen Abschied und Hoffnung

Im milden Licht des Abends, wenn die Stimmen leiser werden und sich das Gemurmel der Gäste zu einem weichen Klangteppich mischt, treten die Künstler:innen ein letztes Mal zusammen. Es ist kein lauter Moment, keiner von Paukenschlägen oder Fanfaren, sondern einer des feinen Innehaltens. Die Ausstellung, die über Wochen hinweg ein lebendiges Gewebe aus Bildern, Skulpturen, Gesprächen und Begegnungen war, zieht sich zurück.

Die Finissage ist ein Fest im leisen Tonfall: ein Händedruck, ein aufrichtiges Wort, ein Blick, der länger verweilt als sonst. Werke wandern in neue Hände, als wären sie Reisende, die ihre nächste Station erreichen. Mancher Abschied fällt schwer, andere sind von leiser Freude getragen, denn Kunst entfaltet sich erst im Weitergehen, im Aufbrechen aus vertrauten Räumen hinaus in die Welt.

So liegt über dem Abend ein feines Doppelgesicht: Rückblick und Ausblick zugleich. Da ist der Stolz auf das Geschaffene, auf die Fülle, die gezeigt und geteilt wurde. Und da ist die Nachdenklichkeit, die den Raum füllt, sobald der letzte Vorhang fällt. Die Künstler:innen ziehen ihr persönliches Resümee, manche Worte sind ernst, andere feinsinnig und doch sind alle getragen von der Gewissheit, Teil gemeinsamer Momente gewesen zu sein.

Was bleibt ist das offene Ende. Denn mit dem Verschwinden der Ausstellung, schwindet auch die Halle, die sie trug. Ein Ort fehlt, ein Dach, ein Zentrum, das all dies bündeln könnte. Die Zukunft bleibt ein Nebel, ein weißes Feld ohne Koordinaten. Doch gerade darin liegt die eigentliche Verheißung: Wo nichts feststeht, kann alles geschehen. Die Kunst, so zeigt dieser Abend, ist nicht an Mauern gebunden. Sie lebt in den Stimmen, in den Gesten, in den Beziehungen, die hier geknüpft wurden – und sie wird sich Raum schaffen, sei es in unerwarteten Nischen oder in neuen Hallen, die vielleicht erst noch gebaut werden müssen.

So wird die Finissage nicht nur zu einem Ende, sondern zu einer Art Schwelle: ein Moment, in dem Abschied und Erwartung ineinandergreifen. Man spürt es im Gesprächston, in der Gelassenheit, mit der der Blick ins Ungewisse fällt. Denn eines ist gewiss: Kunst bleibt. Sie findet ihren Weg – über die Zeit hinweg, über die Leere hinweg, hinein in das, was noch nicht einmal einen Namen trägt.

Ein schöner Abschluss also – und zugleich ein Auftakt. Ein letzter Abend, der die Türen schließt, nur um andere im Verborgenen schon wieder einen Spalt zu öffnen.