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Tankstelle an Vollmond im ländlichen Raum

Tankstelle

Die Zapfsäule steht

wie eine Kerze

auf dem Asphalt.

Ein Hund bellt.

Der Mond hängt schief.

Der Mann fragt:

„Volltanken?“

„Ja, bitte!“

„Es ist kalt heut Nacht.“

Die Zapfsäule schnurrt,

der Hund bellt wieder,

der Mann sagt nichts mehr,

nur die Zapfsäule singt leise.

Eine Spinne kriecht

über das Papiergeld

zur Unterseite der Zapfsäule,

eine andere krabbelt

an meiner Hand hoch.

Der Mann hat das Fenster

zugekurbelt,

er ist gefahren.

Die Zapfsäule steht

wie eine Kerze

auf dem Asphalt.

Ein Hund bellt.

Der Mond hängt schief.

„Tankstelle“ ein Gedicht von Günter Eich

(* 1. Februar 1907 in Lebus

† 20. Dezember 1972 in Salzburg)