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Zwischen Spannung und Stile

Donnerstagabend,  Bogensportwiese, verborgen zwischen den hohen Bäumen im tiefsten Angeln, wo der Himmel sich weitet und die Luft irgendwie anders riecht. Hinter mir liegt die Stadt, dieses wogende Gemisch aus Geräuschen und Atemlosigkeit: das Quietschen der Eisenbahnen, das unaufhörliche Hupen der Autos, das Brummen der Maschinen, deren Räder Tag und Nacht weiterlaufen, als hätten sie vergessen, was Stillstand bedeutet. Stimmen stoßen gegeneinander, hetzen, überlagern sich: ein ständiger Wettlauf der Lautstärken. Und während all das hinter mir bleibt, breitet sich vor mir ein Raum aus, in dem eine andere Zeit zu herrschen scheint. Die Wiese liegt still, vom Wald wie von schützenden Armen umschlossen, ein Ort, der nichts fordert, nichts drängt, sondern das Tempo der Welt für einen Augenblick anhält.

Ich halte meinen Bogen in den Händen, schlicht und aus Holz gefertigt, die Sehne gespannt und sonst nichts weiter. Kein Motor, kein Geräusch, kein mechanischer Takt, der mich antreibt, nur das Material, das lebt, und mein eigenes Ich, das sich mit ihm verbindet. In der Bewegung spüre ich die ganze Anspannung, die sich in den Tagen angesammelt hat: Termine, Erwartungen, Nachrichten, die nicht enden wollen. Doch hier draußen ordnet sich diese Spannung neu, verwandelt sich in etwas Tragbares, ja Notwendiges, weil sie nicht im Druck verharrt, sondern in die Lösung hineinführt. Ich spanne die Sehne, halte den Atem, fühle, wie der Augenblick sich dehnt und lasse los. Der Pfeil fliegt, durchschneidet die Luft und für einen kurzen, reinen Moment existiert nichts außer diesem Flug. Kein Lärm, kein Drängen, kein Anspruch: nur Bewegung, Atem, Ausrichtung.

Diese Wiese ist mehr als ein Stück Erde. Sie ist Gegenraum, Unterbrechung und Schule zugleich. Jeder Schuss ein leises Aufbegehren gegen das Getriebe da draußen, ein kaum hörbares Signal an mich selbst: ich bleibe, halte durch und lasse los und aus diesem Loslassen entsteht nicht Schwäche, sondern eine stille Kraft, die sich sammelt und wächst.

Dann bleibe ich stehen, lausche dem Rauschen des Grases im Wind, sehe das Licht zwischen den Blättern brechen, als hätte selbst die Sonne hier beschlossen, leiser zu werden. Dann wende ich mich wieder zurück in Richtung Alltag. Der Lärm wird mich wieder empfangen, die Hast wird zurückkehren, das Drängen auch. Doch etwas bleibt bei mir, das mich weiterträgt. Es ist die Gewissheit, dass es solche Orte gibt, an denen Mensch und Natur sich begegnen, ohne sich gegenseitig zu übertönen. Aus dieser Begegnung wächst eine Form von Ruhe, die nicht Stillstand bedeutet, sondern Klarheit; eine Kraft, die nicht laut auftritt, aber gerade in ihrer Ruhe unerschütterlich wirkt.

Hier geht es zu Bogensport Hegger, der Bogensportanlage meines Vertrauens