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Zwischen den Wänden

Man geht auf etwas zu, über Wochen, manchmal Monate – nicht laut, nicht zielstrebig im herkömmlichen Sinn, sondern wie im inneren Gleichschritt mit etwas, das sich langsam formt. Es begleitet dich durch die Tage, hängt in den Gedanken, nistet sich im Körper geradezu ein. Es wächst, verändert sich, wird verworfen, ergänzt, überdeckt, neu begonnen – immer wieder. Und dann, irgendwann, steht es da. Ohne glanzvollen Auftritt, ohne überwältigende Zeremonie. Sondern einfach nur da.

Die Halle ist vorbereitet, die Luft schwül und klar, ein stilles Leuchten auf dem Boden. Die Werke ruhen an den Wänden, wie Texte, die sich leise mitteilen – in einer Sprache, die manchmal fremd wirkt, und dennoch seltsam vertraut ist. Alles ist bereit, doch nichts drängt sich vor. Es wartet – in Gelassenheit.

Die Menschen kommen nach und nach, allein, zu zweit, in kleinen Gruppen. Einige blieben zögernd an der Schwelle, andere treten ein, als gehörten sie schon längst dazu. Kein festgelegter Ablauf, keine Mitte, die alles auf sich zieht. Nur Bewegung – behutsam, tastend und frei.

Die Gespräche finden ihren eigenen Takt. Eine kurze großartige Rede von Thomas, eine Bühne mit feiner musikalischen Begleitung und Untermalung – offene Sätze, stille Fragen, Blicke, die länger verweilen, als man es erwartet hätte. Manchmal ein Lächeln, manchmal ein stilles Nicken, das mehr sagt als jedes Lob. Es ist, als hätte der Abend seine Lautstärke selbst bestimmt – und sie bleibt angenehm leise.

Die Arbeiten hängen und stehen gut im Raum. Nicht aufdringlich, aber deutlich. Einige finden sofort ein Gegenüber, andere halten sich zurück, wartend, als wollten sie nicht zu viel verlangen. Doch selbst das Zurückhaltende wird gesehen, vielleicht sogar gerade deshalb.

Zwischen allem: Wiedersehen. Begegnungen, die aus der Zeit gefallen scheinen. Keine großen Gesten, aber kleine Momente, die hängen bleiben. Ein Nebensatz, ein Blick, eine Erinnerung, die sich unvermittelt dazwischen schiebt. Und zwischendrin immer wieder Stille, die nicht unangenehm ist, sondern einfach ein Teil der Sache.

Manches bewegt sich an diesem Abend und nicht alles ist sichtbar. Aber spürbar war es. Ein Bild, das sich auf den Weg macht. Eine Entscheidung, die fast beiläufig getroffen wird, und das Gefühl: es beginnt etwas, das nicht laut beginnen muss, um Bedeutung zu haben.

Als ich später gehe, ist da kein Schwinden, sondern ein Auftrieb. Keine Müdigkeit, sondern eine Art Helligkeit, die aus dem Innersten kommt. Eine Mischung aus Freude und Klarheit; und ein wenig auch Stolz – kein lauter, kein blendender, sondern einer, der bleibt, auch wenn der Raum längst wieder leer ist. Die Halle schweigt wieder, aber etwas klingt nach. Und vielleicht ist es genau das, worum es geht: dass etwas bleibt – unausgesprochen, aber gegenwärtig.

Mehr Bilder gibt es auf https://kunstinderhalle.myportfolio.com/ zu sehen

Kunst in der Halle: geöffnet vom 24.07. bis 31.08.2025 jeweils Donnerstag bis Sonntag von 14.00 – 19.00 Uhr